MINDTALK: SELBSTVERWIRKLICHUNG
Warum der einfachste Weg nicht immer auch der richtige ist
„Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man anfängt ihn zu gehen.“
Dieses Zitat von Paulo Coelho fand ich schon immer irgendwie eindrucksvoll, richtig verstanden habe ich es aber erst im Laufe der letzten Jahre. In meiner Jugend hatte ich immer die Vorstellung von meinem „perfekten Lebensweg“. Gymnasium, Matura, Studium in Mindestzeit, Verwirklichung im Job, ein toller Partner, Kinder, ein schönes Eigenheim, die ganze Welt sehen. Und das alles am besten schon in den 20ern. Nun steht mein 26. Geburtstag vor der Tür und beim Revue passieren muss ich feststellen, dass besagter Weg (zumindest bis jetzt) alles andere als perfekt und reibungslos war. Ganz im Gegenteil, er hatte einige Stolpersteine zu bieten und führte über unterschiedlichste Umwege. Ich habe viel erreicht, aber bin eben auch gescheitert und habe Rückschläge kassiert. Ob ich den Weg so gegangen wäre, wenn ich ihn vorher gekannt hätte? Wahrscheinlich nicht. Ob ich froh bin, dass sich dieser Weg nicht als perfekt herausgestellt hat? DEFINITIV.
In diesem Beitrag soll es um das Thema Selbstfindung gehen. Darüber, dass es ok ist seinen Weg zu ändern und komplett neue Dinge auszuprobieren. Darüber, dass (auch wenn uns das oft auf Social Media oder im Bekanntenkreis anders suggeriert wird) noch niemand an sein Ziel gelangt ist, ohne vorher gelegentlich Umwege genommen zu haben. Darüber, dass der Prozess dieser Selbstverwirklichung wahrscheinlich mit zu den schönsten Dingen im Leben gehört – denn er macht uns letztendlich zu den Menschen, die wir sind.
Als ich Tom damals kennengelernt habe und wir nach und nach mehr Einblick in die Lebensgeschichte des jeweils anderen bekamen, stellten wir unglaublich viele Parallelen in unserem Lebensweg fest. Wir beide haben schon des Öfteren Abzweigungen genommen, die bei anderen in unserem Umfeld auf Unverständnis gestoßen sind. Wir beide haben einen Studienabschluss, mit dem wir uns zurücklehnen und in einem Job arbeiten könnten, der uns gut über die Runden kommen lässt. Wir beide haben aber auch schon während dem Studium gemerkt, dass es das allein irgendwie nicht gewesen sein kann. Was uns verbindet ist das Streben nach etwas, was uns wirklich erfüllt – egal ob beruflich oder privat. Und ich bin mir zu 100% sicher, dass es sich dafür lohnt neue Pfade zu beschreiten. Das bedeutet nicht, dass das immer leicht war oder ist. Es hat definitiv auch Zeiten gegeben, in denen ich neben meinem Jus Studium zwei Jobs hatte und wir nach Tom’s 10 Stunden Schicht im Fitnessstudio um 23 Uhr beim Abendessen saßen und uns gefragt haben: Warum das alles eigentlich? Könnten wir es nicht einfacher haben?
Ja, wahrscheinlich schon. Aber dann würde ich jetzt nicht hier sitzen und bei einem Glas Wein an meinem ersten Blogbeitrag basteln. Denn der Vorteil am Umwege-nehmen ist, dass man sich unglaublich gut kennenlernt. Wir zum Beispiel haben festgestellt, dass das Ausleben unserer Kreativität im Alltag bis dato quasi keinen Platz hatte – und wir das so schnell wie möglich ändern wollen. Deshalb haben wir dann auch mit der Umsetzung einer Idee begonnen, die eigentlich schon in unseren beiden Köpfen geschlummert hat, als wir uns noch gar nicht kannten. Und so ist als erstes gemeinsames Projekt unser Blog-Baby entstanden - eine Plattform, die uns so viele Möglichkeiten zur Individualisierung bietet.
Was ich damit sagen will? Wenn sich mein „perfekter Lebensweg“ bewahrheitet hätte, würde ich eben gerade ziemlich sicher keinen Beitrag über mein Gefühlsleben schreiben, sondern an einem Schreibtisch in einer renommierten Großkanzlei sitzen. Ich wäre auf diesem perfekten Weg wohl auch nie durch eine Prüfung gerasselt, wäre nie durch schlimme Trennungen gegangen, hätte nie für Mindestlohn gejobbt oder generell schlechte Entscheidungen getroffen– but that’s life. Die nicht perfekten Dinge prägen uns am meisten und zeigen uns letztendlich was wir wirklich wollen.
Was das ganz genau ist wissen wir zwar noch immer nicht, aber wir haben das Gefühl dem Ganzen jeden Tag ein kleines Stückchen näher zu kommen. Und das soll ja auch die Message sein – gebt euch nicht mit Dingen zufrieden, die euch nicht vollends glücklich machen. Probiert aus. Scheitert. Probiert was Neues. Lernt. Reflektiert. Habt Spaß. Am Ende wird euer Weg vielleicht nicht perfekt sein, aber definitiv einzigartig!