MINDTALK: TOXIC RELATIONSHIPS

Wie ich lernte, welche Beziehungen mir nicht guttun – und meine Konsequenzen daraus zog

Da ich zu meinem ersten MINDTALK über das Thema Selbstverwirklichung (den Beitrag findet ihr hier) viele positive Rückmeldungen bekommen habe, möchte ich heute gleich mit einem Beitrag über ein ebenso sensibles Thema fortsetzen. Ein Thema, das in meinem Leben selbst über Jahre eine prägnante Rolle gespielt und mir ein unbeschwertes und glückliches Dasein wesentlich erschwert hat. Die Rede ist von toxic relationships – zu Deutsch: giftige Beziehungen.

Was sind toxische Beziehungen? 

Kurz und knapp: Beziehungen, die uns traurig machen. Beziehungen, die wahnsinnig viel Energie kosten. Und die uns – wenn wir nicht rechtzeitig aus dem „Spiel“ aussteigen – ernsthaft krank machen können. Oft werden damit nur partnerschaftliche Beziehungen assoziiert, aber auch Freundschaften und Beziehungen innerhalb des Familienkreises können toxisch sein.

Wie erkenne ich toxische Beziehungen?

Toxische Beziehungen sind etwas sehr subjektives und für das Umfeld im ersten Moment vielleicht gar nicht erkennbar. Es geht hier um das berühmte Bauchgefühl – das ganz bestimmte Gefühl, dass irgendetwas falsch läuft. Dass man eigentlich weg möchte. Dass man sich nach gemeinsam verbrachter Zeit antriebslos, müde, irgendwie sogar ausgelaugt fühlt. Man kann dieses ungute Gefühl manchmal gar nicht definieren, es ist einfach da.

Ein paar Dinge, die in toxischen Beziehungen sehr häufig vorkommen:

Abhängigkeit: egal ob sozial, emotional oder finanziell. Man hat auf jeden Fall nicht das Gefühl auf Augenhöhe zu agieren.

Emotionaler Stress: man lebt keine konstante, friedliche und in sich ruhende Beziehung. Unruhe und Streitigkeiten liegen an der Tagesordnung.

Wesensänderung: plötzlich akzeptiert man Verhaltensweisen, die man bei anderen Personen nie durchgehen lassen würde.

Keine tiefere Ebene: irgendwie spielt sich alles an der Oberfläche ab, man hat nie das Gefühl vollkommen man selbst sein zu können.

KONTROLLE: und die Ausübung von Macht!

Ups and Downs: irgendwie ist alles ganz schrecklich, irgendwie aber auch alles so schön. Giftige Beziehungen sind geprägt von einem ständigen Auf und Ab, was sich in partnerschaftlicher Hinsicht in Folge oft im klassischen On-Off Rhythmus äußert. Man will um jeden Preis an den schönen Erlebnissen festhalten, weil man grundsätzlich weiß wie es (eigentlich ja immer) sein könnte.

Wen suchen sich toxische Personen aus?

Toxische Personen scheinen einen unterbewussten Radar zu besitzen, der es ihnen ermöglicht, sich genau diejenigen auszusuchen, die besonders anfällig für ihr manipulatives Verhalten sind. Und leider sind es genau die besonders positiv behafteten Charaktereigenschaften, die anziehend wirken. Zum Beispiel Personen, die

  • eine hohe Empathiefähigkeit besitzen und sehr mitfühlend und verständnisvoll mit ihrem Umfeld umgehen.

  • ein starkes Bedürfnis nach Harmonie verspüren und am liebsten jedem Streit aus dem Weg gehen würden.

  • besonders sensibel und feinfühlig sind.

  • nicht wissen, was sie alles können und wie toll sie eigentlich sind. (Solche Personen lassen sich nämlich wunderbar kleinhalten.)

Wie erkenne ich eine toxische Person?

Das ist im Allgemeinen sehr schwierig zu beurteilen. Es gibt aber tatsächlich einige Eigenschaften, die fast alle toxischen Menschen vereinen.

Egoismus: nur die eigenen Probleme, Bedürfnisse und Wünsche zählen. Oft hat man das Gefühl, dass einem gar nicht zugehört wird, wenn man Dinge besprechen möchte, die einen selbst bewegen.

Negativität: und eine sehr pessimistische Grundeinstellung. Eigentlich ist sowieso immer alles schlecht. So wird auch die Freude oder der Optimismus des Gegenüber oft einfach durch eine Aussage oder Handlung zunichte gemacht.

Lügen: und nicht nur einmal. Toxische Personen sind oft notorische Lügner und benutzen die Unwahrheit nicht nur als Ausrede, sondern auch in eigentlich harmlosen Gesprächen.

Opferrolle: „Ich bin so arm. Ich werde so unfair behandelt. Mein Leben ist so schlecht – und deines dafür so toll.“ Das Drängen in die Opferrolle wird gerne benutzt, um sich für unangebrachtes und verletzendes Verhalten zu rechtfertigen.

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Meine Erfahrungen:

Der Grund, wieso ich diesen Beitrag ausgerechnet jetzt verfasse? Ich kann seit einiger Zeit endlich sagen, dass ich frei von toxischen Beziehungen bin. Es war ein sehr langer und harter Prozess des Abschließen-Könnens. Im Rückblick aber kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung war, gewisse Menschen endgültig aus meinem Leben entlassen zu haben. Das Gefühl sich jetzt ausschließlich in einem Umfeld zu bewegen, das einen wertschätzt, achtet und dir positive Energie zuführt, anstatt sie dir zu rauben – das ist einfach unbeschreiblich.

Mein Ausweg und welche Fehler ihr vermeiden könnt:

Ich habe Tagebuch geführt und wirklich alles aufgeschrieben, was mich in dieser Zeit beschäftigt und belastet hat. Wichtig ist, Gedanken und Situationen nicht nur aufzuschreiben, sondern sie auch immer und immer wieder durchzulesen. Auch wenn es definitiv nicht schön ist – so wird dir klar, dass auch in vermeintlich guten Zeiten eigentlich gar nichts gut ist. Ich habe gemerkt, dass ich mir Dinge und Situationen oft im Nachhinein schöngeredet habe, ganz nach dem Motto „So schlimm war’s ja eigentlich gar nicht“. Das Aufschreiben und Durchlesen haben mir sehr dabei geholfen, mich nicht von temporärer Harmonie täuschen zu lassen, sondern zu realisieren, dass es sich hierbei um einen Dauerzustand handelt!

Seinem Bauchgefühl trauen. Und sich ernsthaft fragen: Lüge ich mir selbst was vor? Bei mir zum Beispiel hat die Angst vorm Scheitern immer eine sehr große Rolle gespielt. Ich bin ein Mensch, der mit Scheitern generell nie gut umgehen konnte und das Aufgeben einer Partnerschaft oder Freundschaft wäre für mich damals definitiv einer persönlichen Niederlage gleichgekommen. In unserem Inneren schlummern so viele Bedürfnisse und Ängste – wir dürfen nur nicht den Fehler machen, sie mit unserem Bauchgefühl zu verwechseln.

Reden. Am besten so viel wie möglich mit objektiven Personen sprechen! Ich habe mich damals immer mehr von meinem „normalen“ Umfeld distanziert und wenn sich jemand getraut hat mir seine ehrliche Meinung zu sagen (was nur mehr äußerst selten vorgekommen ist), habe ich das zu Beginn meist als Neid oder Missgunst abgestempelt. Aber Leute – es hat definitiv einen Grund, warum deine Mama sagt: Dieser Typ ist nicht gut für dich. Und es hat ebenso einen Grund, wenn quasi fremde Leute auf dich zukommen und dir erzählen, dass Freundin XY in großem Kreis wieder einmal Lügen über dich verbreitet. Diese Leute sind nicht neidisch auf deine Traumbeziehung oder deine innige Freundschaft – sie wollen dir meist nur aufzeigen, was wirklich abgeht.

Deshalb auch meine Bitte in die umgekehrte Richtung: Wenn ihr merkt, dass sich jemand in eurem Umfeld in einer toxischen Beziehung befindet – gebt nicht auf und versucht immer und immer wieder das Thema aufzuzeigen und zu helfen! Auch wenn ihr zu Beginn vielleicht auf Ablehnung und Ignoranz stoßen werdet, am Ende wird euch jemand sehr dankbar sein.

Kompletter Kontaktabbruch. Und ich glaube ich muss nicht näher anführen, warum dieser Punkt sehr wichtig ist. Manchmal ist es einfach notwendig Personen komplett und für immer aus seinem Leben zu streichen.

An sich selber arbeiten. Wo eine giftige Beziehung ist, da sind oft verletzte innere Kinder. Als ich letztes Jahr das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ verschlungen habe, wurde mir klar: DU musst dein Leben selbst in die Hand nehmen. Du darfst nicht länger in einer Opferrolle verharren, sondern musst deine Ängste abbauen – denn nur so hast du die Chance ein glückliches Leben in einem gesunden Umfeld zu führen. Und siehe da, als ich begonnen habe mich intensiv mit MIR zu beschäftigen anstatt mit allen anderen, begann der Prozess des Loslösens quasi automatisch. Mein Tipp also: sich weiterbilden, Literatur zu dem Thema lesen, sich selbst wirklich und komplett ungeschönt kennen lernen. Denn es hat einen Grund, warum genau du in diese Situation geraten bist. An dieser Stelle musst du ansetzen, an dir arbeiten und dir eventuell professionelle Hilfe holen.

Ich hoffe ich konnte euch den einen oder anderen Tipp an die Hand geben. Falls ihr euch selbst gerade in einer toxischen Beziehung befindet: Jeder kann es schaffen, sich zu befreien. Ihr seid nicht alleine. Es ist ok zu gehen – und es ist ok endlich wieder glücklich zu sein.